Die Qual der Wahl – Entscheidungen treffen und dabei bleiben

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Jeden Tag treffen wir bewusst und unbewusst tausende Entscheidungen, wichtige und unwichtige, richtungweisende und banale. Mal fällt es uns leichter, mal schwerer. Ob es um die berufliche Zukunft geht, aktuelle Projekte oder das Mittagessen – machen Sie einen Sport daraus und trainieren Sie, richtige Entscheidungen zu treffen und dabei zu bleiben.

Soll ich, oder soll ich nicht?
„Ich könnte … vielleicht müsste ich einfach … oder wie wäre es, wenn ich…?“ Eine Entscheidung treffen heißt, zwischen zwei oder mehr Alternativen zu wählen. In einigen Geschäften sieht man gelegentlich Würfel, die einem vermeintlich die Entscheidung abnehmen mit Optionen wie „Ja, jetzt gleich!“, „Warte noch“ oder „Auf keinen Fall“. Sie sind ein netter Zeitvertreib für den Feierabend oder die Mittagspause. Wenn es drauf ankommt, müssen wir aber selbst ran.

Bauchentscheidungen und die drei Fs
Es gibt Menschen, die treffen ganz schnell und oftmals völlig aus dem Bauch heraus auch wichtige Entscheidungen, und immer die richtigen. Zumindest scheint das bei manchen Menschen so, denn den wenigsten gelingt das tatsächlich. Bauchentscheidungen ersparen zwar langes Grübeln und Gedankenwälzen im Vorfeld, aber bei den meisten Entscheidungen, gerade auch im Beruf, ist der Kopf mit beteiligt. Tiere handeln meist instinktiv; sie entscheiden sich in Stresssituationen unbewusst für eines der drei Fs: Fight, Flight, Freeze. Je nach Situation entschließen sie sich zum Kampf mit dem Angreifer, ergreifen die Flucht, oder verharren reglos, bis die Gefahr vorbei ist. Dieses Muster ist fest einprogrammiert. Wir Menschen haben es da ein bisschen schwerer. Außerdem ändern sich die Zeiten: Unsere moderne Welt ist nicht nur schnell und kurzlebig, sondern vor allem auch viel komplexer als vor ein paar Jahrhunderten. Das Wort “entscheiden” deutet allerdings noch auf die Option Kampf oder nicht Kampf hin: entscheiden im Sinne von „das Schwert aus der Scheide ziehen“.

Kopf, Bauch oder Herz?
Was passiert mit uns, wenn wir die Qual der Wahl haben? Nach dem Neurowissenschaftler António R. Damásio „markiert“ jeder Mensch alle Ereignisse und Dinge im Gedächtnis mit einer emotionalen Bewertung. Diese emotionalen Marker ermöglichen uns die sogenannten Bauchentscheidungen und stellen bei Entscheidungen eine subjektive Argumentenrangliste auf. Dadurch wissen wir spontan, was wir mögen und was nicht. Anders ausgedrückt, bilden sie die persönlichen Erfahrungen ab und sind die Grundlage unserer Intuition. Je wichtiger allerdings eine Entscheidung ist, desto eher und häufiger greifen wir in der Regel auf unseren Verstand zurück. Da wir uns mit der gewählten Alternative wohlfühlen wollen, sollten Herz, Bauch und Verstand aber gemeinsam entscheiden.

Entscheiden heißt aktiv sein
Wer selbst entscheidet, behält alle Trümpfe in der Hand. Das bedeutet für Sie: Überlassen Sie niemandem die Entscheidungen, die Sie treffen sollen. Entscheiden heißt aktiv sein, sich und den Lauf der Dinge nicht dem Zufall zu überlassen. Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, Ihren ungeliebten Job zu kündigen, um sich neu zu orientieren oder weiterzumachen wie bisher, dann kann diesen Konflikt niemand anderes für Sie lösen. Wägen Sie genau ab, notieren Sie vielleicht positive und negative Folgen einer Entscheidung. Je kleiner die Unsicherheit, desto leichter entscheiden wir uns. Nehmen Sie sich Zeit, allerdings ohne eine fällige Entscheidung aufzuschieben. Eine gute Entscheidung wird nämlich schnell zu einer schlechten, wenn sie zu spät kommt. Unwichtiges entscheiden Sie nach Möglichkeit schnell. Denn: Was kann schon passieren?

Keine Angst vor falschen Entscheidungen!
Ist man sich erst einmal im Klaren darüber, dass in den wenigsten Fällen das Leben von einer einzigen Entscheidung abhängt, wiegt diese eine Entscheidung auch nicht mehr so schwer. Es ist kaum möglich, in einer komplexen Situation den perfekten Ausweg zu finden. Erwarten Sie also nicht die ultimative Lösung von sich. Das mindert den Druck. Kein Mensch kann im Vorfeld alle Konsequenzen überblicken, auch Sie nicht. Gewissheit, richtig zu entscheiden, gibt es äußerst selten oder nie, schließlich können Sie nicht in die Zukunft sehen. Ein bisschen Mut gehört also zu jedem Entschluss dazu. Ausschlaggebend ist, dass Sie sich auch eine Entscheidung, die sich als schlecht herausgestellt hat, nicht übel nehmen. Erinnern Sie sich: „Ich habe alles bedacht, was im Vorfeld möglich war und nach bestem Wissen und Ge­wissen entschieden.“ Dann hilft nur, nach vorne zu schauen und sich zu überlegen, wie man das Beste aus der Situation machen kann.

Mach es allen Recht!
Harmonie ist gut, Seelenfrieden und Erfolg sind besser! Entscheidungen haben Konsequenzen, oft genug auch unangenehme. Davon können zum Beispiel die Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen, Freund*innen und Partner betroffen sein. Wenn Sie versuchen, es immer allen Recht zu machen, ist am Ende niemandem geholfen, denn dann ist es nicht Ihre eigene Entscheidung gewesen. Außerdem: Der Volksmund sagt „Allen Leuten recht getan ist eine Kunst, die keiner kann“. Sie werden es gerade bei größeren Entscheidungen nicht schaffen, allen zu gefallen. Also versuchen Sie es gar nicht erst! Nächster Punkt: zu seinen Entscheidungen stehen! Ist eine Entscheidung getroffen, so sollte man an ihr festhalten. Nicht um jeden Preis, aber doch solange nichts wirklich dagegen spricht. Vor allem als Vorgesetzte oder Vorgesetzer steht man immer wieder bei dem einen oder anderen in der Kritik. Zum Entscheiden gehört also auch, entschieden dafür einzustehen, was man für das Richtige hält. Erweist sich die Annahme als falsch, ist die Entscheidung in vielen Fällen auch wieder umzukehren.

Was tun?
Oft gibt es mehr Optionen, als auf den ersten Blick sichtbar sind. Hin und wieder finden Sie auch in schwierigen Situationen gute Mittelwege oder Kombinationen. Die Gefahr dabei besteht darin, dass man die fällige Entscheidung abschwächt oder vertagt. Im Zweifelsfall hilft es auch, Kolleg*innen oder Freund*innen die Situation kurz darzustellen und einen Rat einzuholen. Gewöhnen Sie sich an, sich selbst bei fälligen Entscheidungen zu fragen: Was spricht rational dafür/dagegen? Was spricht emotional dafür/dagegen? Das hilft ungemein, sich über tatsächliche und vermeintliche Vor- bzw. Nachteile klar zu werden. Beginnen Sie im Kleinen: Einfach mittags in der Kantine schnelle Entscheidungen treffen, die eine relativ geringe Reichweite haben. Fisch oder Gemüse? Für Sie ein Kinderspiel! Steigern Sie die Schwierigkeit Stück für Stück.

Und ein Letztes
Gestehen Sie auch anderen ganz uneigennützig freie Entscheidungen zu. „Je freier kompetente Mitarbeiter*innen bei Entscheidungen sind, desto zufriedener und leistungsfähiger werden sie sein.“ (Warren Avis).

Gerne unterstützen wir Sie mit unseren Coaching Angeboten, wenn Sie grundsätzliche Entscheidungen bezüglich Ihrer Karriere, einem Jobwechsel oder ähnliches treffen wollen und sich mit einem Experten dazu austauschen möchten. Sprechen Sie uns gerne an.